Jagdhunde im Einsatz können in eine lebensbedrohliche Belastungs-Unterzuckerung geraten. Insbesondere nicht oder nicht ausreichend trainierte Hunde sind gefährdet, vor allem wenn dann noch Fehler bei der Fütterung und dem Warmhalten der Hunde in Pausen gemacht werden.
 
     
 
 
 
Passionierte Jagdhunde gehen im Einsatz an ihre Belastungsgrenzen – manchmal auch darüber hinaus. Der Hundeführer trägt die Verantwortung, für das Wohlergehen seines Schützlings zu sorgen. 
 
     
 

Unterzuckerung tritt vor allen Dingen durch Fasten oder bei überdurchschnittlicher Belastung wie Treibjagden auf. Die Hunde erbringen bei solchen Einsätzen absolute Höchstleistungen, vergleichbar mit Marathonläufen des Menschen. Hinzu kommen oftmals niedrige Außentemperaturen, ein nasses Fell und ein sehr kalter Boden.

Wird ein erschöpfter Körper nicht sofort intensiv gewärmt (Abtrocknen mit einem Handtuch reicht nicht aus!), verbraucht er zusätzlich Energie für die lebensnotwenige Aufrechterhaltung der Körpertemperatur. Steht diese Energie nicht mehr ausreichend zur Verfügung, verfällt der Hund in die Unterzuckerung. Glukose (Zucker) ist für das Gehirn unverzichtbar.

Bei großer Anstrengung treten erste Zeichen der Unterzuckerung auf. Werden diese nicht sofort behandelt, kann Ihr Hund sterben bzw. irreversible Schäden im Gehirn entstehen. Viele Hunde zeigen Orientierungslosigkeit und benehmen sich, als wenn „etwas nicht stimmt“. Weitere Anzeichen sind Schwäche, unsicherer Gang, Krämpfe, steife Gliedmaßen, Muskelzittern, Ruhelosigkeit, Nervosität, Fresslust, Apathie und epileptische Anfälle bis hin zum Koma.

Sofortmaßnahmen
Geben Sie bei Anzeichen einer Unterzuckerung Glukosesirup oder Traubenzucker auf die Maulschleimhaut. Dies wird sofort über das Zahnfleisch in die Blutbahn aufgenommen. Den Hund unbedingt abtrocknen (möglichst föhnen) und warmhalten. Vorsicht bei Hunden mit Krampfanfällen: Sie können bissig werden, da sie nicht bei Bewusstsein sind und nicht auf Ihre Worte reagieren können. Sobald der Hund in Brustlage liegen kann und gefahrlos in der Lage ist zu schlucken, verabreichen Sie ihm kleine Mahlzeiten. Rufen Sie den Tierarzt und weisen Sie schon am Telefon darauf hin, was mit Ihrem Hund los ist.

Vorbeugen
Um einer Unterzuckerung vorzubeugen, bekommt der Hund abends vor der Jagd eine große Portion fettreiches Fleisch und passendes Mineralfutter. Am Morgen vor der Jagd bekommt er ein Drittel der üblichen Fleischration, nicht zu fettreich und keine Kohlenhydrate. Verzichten Sie auf Trockenfutter, um die Gefahr einer Magendrehung zu vermeiden. Während der Jagd bekommt der Hund hin und wieder kleine Portionen Fleisch. Nach dem Jagdeinsatz geben Sie ihm eine eiweißreiche Portion Fleisch.

Notfall-Set
Halten Sie Zuckerhaltiges und Hochkalorisches bereit, z. B. Glukose-Sirup, Traubenzucker oder Honig. Haushaltszucker nur, wenn nichts anderes verfügbar ist! Führen Sie eine Thermodecke und Handtücher mit, um den Hund je nach Witterung gut abzutrocknen und warmhalten zu können. Tipp: Kaufen Sie einen Strom-Adapter für den Zigarettenanzünder Ihres Autos und nehmen Sie einen Föhn mit, um den Hund bei Bedarf intensiv trocknen zu können.

Dr. Karen Bensinger

 
     
 
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